09.12.2021

„Aktion statt Diskussion: auf die Umsetzung kommt es an!“

Dr. Urban Keussen zu den energiepolitischen Inhalten des Koalitionsvertrags der neuen Bundesregierung. SPD, Grüne und FDP setzen die Leitlinien für die Energiewende.

Aurich/Oldenburg, 9. Dezember 2021. Olaf Scholz wurde am 8. Dezember zum Bundeskanzler ernannt. Die neue Bundesregierung von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP stellt mit ihrem Koalitionsvertrag auch die Weichen für die zukünftige Energiepolitik. Dr. Urban Keussen, Geschäftsführer des Onshore-Windexperten Alterric, ordnet die Auswirkungen des Koalitionsvertrags auf den Ausbau erneuerbarer Energien ein.

„Der Koalitionsvertrag zeigt die richtigen Ambitionen für das Gelingen der Energiewende. Die neue Bundesregierung hat die Dringlichkeit der Transformation des Energiesystems erkannt. Sie will Klimaschutz mit Entbürokratisierung und Marktfähigkeit in Einklang bringen. Aber: Bisher handelt es sich um Absichtserklärungen der zukünftigen Regierung. Jetzt kommt es auf die Umsetzung an“, so Keussen.

Handlungsbedarf sieht er vor allem bei den Genehmigungsverfahren, aktuell eine der größten Herausforderungen der Branche: „Den Verfahren mangelt es an rechtsverbindlichen Standards und angemessenen Fristen. Wir begrüßen den Vorschlag, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und verbindlicher zu machen. Was es allerdings zwingend braucht, ist eine klare Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Nur so können die bundespolitischen Ziele vor Ort umgesetzt werden“.

„Ein Beispiel aus der Praxis: Wie kann es sein, dass beim Repowering nahezu jede Prüfung und jedes Gutachten erneut eingeholt werden muss? Heute ist das Ersetzen älterer Anlagen durch leistungsstarke neue regulativ ähnlich komplex wie die Entwicklung eines Windparks an einem neuen Standort. Dabei wächst die Bedeutung von Repowering rasant. Denn die EEG-Förderung älterer Anlagen läuft mittelfristig aus und bewährte und windstarke Standorte müssen erhalten bleiben“, erläutert der Windenergie-Manager.

Ein weiterer Faktor beim Ausbau von Windenergie: die Flächenausweisung. Der Bund hat sich zum Ziel gesetzt, zwei Prozent der Landesfläche für den Bau von Windparks an Land freizugeben. „Wir sehen, dass die ausgewiesenen Flächen in vielen Kommunen bei Weitem nicht ausreichen, um das bundesweite 2-Prozent-Ziel zu schaffen. Und in dünn besiedelten ländlichen Räumen sind noch deutlich höhere Ausweisungen möglich. Es braucht mutige Entscheidungen, um dieses Thema anzupacken“, unterstreicht Keussen. „Dabei geht es auch darum, welche Arten von Flächen ausgewiesen werden. Hier wünsche ich mir von der Politik einen deutlich progressiveren Ansatz.“

Die avisierten Erhöhungen der Ausschreibungsmengen sei ein wichtiger Schritt, so Keussen. „Wenn man die Relation von Ausschreibung und Klimazielen aus den vergangenen Jahren betrachtet, ist klar: Hier muss ein Vielfaches ausgebaut werden. Die neu definierten Mengen sind ebenso notwendig wie ambitioniert. Insgesamt braucht die Energiezukunft mehr Aktion als Diskussion.“

Das Erreichen einer klimaneutralen Zukunft bis zum Jahr 2045 sieht Keussen als gesellschaftliche Aufgabe: „Das bedeutet für jeden von uns, alte Gewohnheiten zu überdenken und neue zu erlernen. Die Akzeptanz für solche Veränderungen kann durch mehr Transparenz und Ehrlichkeit in der öffentlichen Diskussion gefördert werden.“

Die Politik könne noch von der Windenergiebranche lernen, meint Keussen: „Wir haben früh die Vision von Grünstrom als Treibstoff der Zukunft verinnerlicht. Und diese Haltung auch gegen Widerstände durchgesetzt, besonders zu Beginn der Energiewende. Die Branche hat gelernt, für das nötige Tempo pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln. Diesen Mut, diese Ausdauer wünsche ich der neuen Regierung für das Gelingen der ambitionierten Zielsetzungen.“

Über die Alterric GmbH

Alterric ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Aloys Wobben Stiftung und der EWE AG. Alterric entwickelt, projektiert und bewirtschaftet Windparks und zählt zu den größten Onshore-Grünstromerzeugern in Zentraleuropa. Aktuell betreibt das Unternehmen über 2.300 Megawatt installierte Leistung im eigenen Bestand. Die Pipeline für neue Windprojekte umfasst über 9.400 Megawatt.

Alterric ist überzeugt, dass die Klimaziele in Europa nur durch einen verstärkten Ausbau der Windkraft an Land erreicht werden können. Mit dieser Perspektive bringen mehr als 280 erfahrene Expertinnen und Experten den Ausbau in Richtung 100 Prozent erneuerbare Energien voran. Alterric-Teams arbeiten an sieben Standorten in Deutschland sowie in internationalen Büros, u. a. in Frankreich und Griechenland. Damit will Alterric einen signifikanten Beitrag zu Klimaschutz, Nachhaltigkeit und zum Erhalt unserer Umwelt leisten.